ifo Zentrum für Makroökonomik und Befragungen

Wirtschaftspolitische Analysen

Ein Untersuchungsgegenstand sind die Reformoptionen für die Eurozone und die Analyse nationaler Fiskalpolitiken in der Europäischen Union. Eine zentrale Rolle spielen Analysen verschiedener Vorschläge zur Ausgestaltung einer europäischen Fiskalunion. Im Rahmen der Analyse nationaler Fiskalpolitiken in Europa stehen insbesondere Effizienz-, Verteilungs- und Stabilisierungswirkungen der jeweiligen Steuer- und Transfersysteme im Vordergrund. Die empirischen Analysen werden unter anderem mit dem europäischen Steuer- und Transfer-Mikrosimulationsmodell EUROMOD durchgeführt, das eine mikrofundierte Wirkungsanalyse der nationalen Politiken ermöglicht. Dabei können Änderungen in den jeweiligen Steuer- und Transfergesetzgebungen der EU 28 bis zum aktuellen Rand evaluiert sowie hypothetische (kontrafaktische) Politikreformen simuliert werden. Neben der Untersuchung existierender Steuer- und Transfersysteme sind die potenziellen ökonomischen Wirkungen von Reformvorhaben Gegenstand der Forschungsarbeiten. Die Analysen berücksichtigen nicht nur Verteilungs- und Effizienzaspekte, sondern auch die Anreiz- und Versicherungswirkungen des Steuer- und Transfersystems über den Lebenszyklus sowie verhaltensökonomische Aspekte. Ein weiterer Untersuchungsgegenstand ist die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und deren Wirkung auf die Stabilität des Finanzsektors sowie auf die Gesamtwirtschaft. Darüber hinaus richtet sich die Forschung auf den Reformprozess bei der Regulierung des Finanzsektors, insbesondere mit Blick auf die europäische Bankenunion.

Makroökonomische Forschung

Die makroökonomische Forschung untersucht primär die Ursachen und konjunkturellen Auswirkungen gesamtwirtschaftlicher Störungen. Daraus werden Implikationen für die angewandte Konjunkturanalyse abgeleitet. Thematisch konzentrieren sich die Arbeiten auf den Einfluss von Finanzmarktfriktionen und Unsicherheit sowie die Auswirkungen geld- und finanzpolitischer Maßnahmen auf real- und finanzwirtschaftliche Größen. Viele Fragestellungen ergeben sich dabei aus den Erfahrungen und Beobachtungen im Zusammenhang mit der Weltfinanz- und der Eurokrise. Methodisch kommen sowohl modelltheoretische Ansätze, wie z.B. Dynamische Stochastische Allgemeine Gleichgewichtsmodelle, sowie empirische Zeitreihenverfahren, wie z.B. vektorautoregressive Modelle, zum Einsatz. Bei den empirischen Arbeiten wird zudem häufig auf die Befragungsdaten des ifo Instituts zurückgegriffen. So werden z.B. Finanzierungsbeschränkungen und Firmenunsicherheit mit Hilfe der Mikrodaten des ifo Konjunkturtests auf Unternehmensebene identifiziert.

Auf dem Gebiet der Prognosemethodik konzentriert sich die Forschung vor dem Hintergrund der dem Prognostiker zur Verfügung stehenden, enorm großen Datenmengen – auch als Ergebnis der eigenen Befragungen – auf Verfahren zur Informationsverdichtung und -selektion. Beispielsweise wird untersucht, ob sich Mikrodaten von Unternehmen und Befragungen dazu eignen, makroökonomische Zeitreihen zu prognostizieren. Darüber hinaus werden alternative Aggregationsverfahren von Mikrodaten über Teilnehmer, Branchen und regionale Abgrenzungen untersucht. Ein Beispiel sind Boosting-Techniken, die die Ermittlung von Kerninformationen (z.B. Unternehmen mit hoher Prognosekraft) erlauben. Daneben werden Verfahren wie die bayesianische Modellmittelung oder Modelle mit gemischten Frequenzen, die sich bereits in ständiger Anwendung befinden, auf ihre Eignung untersucht und weiterentwickelt.

Ungleichheit und Umverteilung

Des Weiteren untersucht das ifo Zentrum für Makroökonomik und Befragungen die Entwicklung der Verteilung von Einkommen und Vermögen sowie weitere Indikatoren der Inklusion und Chancengerechtigkeit. Unter Anwendung verschiedener ökonometrischer Techniken werden Trends in den Verteilungen beleuchtet und kausale Effekte für den Einfluss von Steuer- und Transfersystemen identifiziert.

Besondere Aufmerksamkeit wird der empirischen Analyse von Chancengerechtigkeit und regionalen Unterschieden in Einkommens- und Vermögensverteilungen gewidmet. Weiterhin untersuchen die Wissenschaftler des Zentrums Treiber der Ungleichheitsentwicklung. Beispielhaft sind hier die Globalisierung, der demographische Wandel sowie umverteilende Institutionen zu nennen. Individuelle Umverteilungspräferenzen sowie Einstellungen zu „fairen“ Formen der Besteuerung sind weitere Forschungsgebiete. Basierend auf den genannten Forschungsschwerpunkten leisten die Wissenschaftler Politikberatung für die Reform bestehender Steuer- und Transfersysteme sowie zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit.

Die zentralen Serviceaufgaben des Zentrums liegen zum einen in der Erhebung, Aufbereitung und Interpretation von Mikrodaten und zum anderen in der befragungsbasierten Analyse und Prognose der konjunkturellen Entwicklung Deutschlands, der Europäischen Union und anderer wichtiger Länder. Auf besonderes Interesse in der Öffentlichkeit stößt hierbei das auf rund 9 500 monatlichen Meldungen aus Unternehmen basierende „ifo Geschäftsklima“, Deutschlands führender konjunktureller Frühindikator.

ifo Geschäftsklima

Die Unternehmensbefragungen bilden eine zentrale Servicefunktion des ifo Instituts. Die regelmäßig erhobenen Daten fließen nicht nur in die ifo Konjunkturprognose ein, sie bilden auch eine wichtige Grundlage für branchenspezifische und gesamtwirtschaftliche Vorausschätzungen von Unternehmen, Verbänden und staatlichen Stellen. Die Umfrageergebnisse werden ausführlich in den Medien diskutiert und interpretiert. In der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung spielen Analysen der Mikrodaten aus den ifo-Umfragen bei der Überprüfung von ökonomischen Verhaltensmustern – z.B. des Investitions- und Beschäftigungsverhaltens, der Beschäftigtenentwicklung oder der Preispolitik – eine große Rolle. Die anerkannte Stellung des ifo Instituts auf dem Gebiet der Unternehmensbefragungen wird auch daran deutlich, dass die Umfragetechnik des ifo Instituts mittlerweile in mehr als 50 Ländern eingesetzt wird.

Umfrageergebnisse

Die Konjunkturprognosen basieren auf der laufenden Beobachtung und Analyse der Wirtschaftsentwicklung, wobei die Befragungsergebnisse des ifo Instituts besonders berücksichtigt werden. Darauf aufbauend kommt eine Vielzahl empirischer Modelle zum Einsatz. Für die Kurzfristprognose werden typischerweise Ansätze verwendet, mit denen die Information zeitnah vorliegender Indikatoren verdichtet und in Prognosen umgesetzt wird. Beispiele hierfür sind Brückengleichungen und vektorautoregressive Modelle, deren Prognosewerte mit bayesianischen Methoden gemittelt werden, sowie Modelle gemischter Frequenzen. Für einen Prognosehorizont von mehr als zwei Quartalen werden neben eher atheoretischen Zeitreihenverfahren auch strukturelle Modelle verwendet. So wurde vom Zentrum in den vergangenen Jahren das sogenannte ifo-DSGE-Deutschlandmodell entwickelt und angewandt. Hierin wird die deutsche Volkswirtschaft als Teil des Euroraums im Rahmen eines mikroökonomisch fundierten strukturellen Mehrländermodells abgebildet. Neben seiner Anwendung für die Prognose, wurde dieses Modell auch bereits mehrfach für Politiksimulationen eingesetzt.

Konjunkturprognosen

Prof. Dr. Benjamin Born, Associate Professor of Economics, Frankfurt School of Finance & Management

Prof. Dr. Carla Krolage, Professorin für Economic Data Science, Universität Regensburg

Prof. Dr. Maik Wolters, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Institut für Volkswirtschaftslehre

Prof. Dr. Rüdiger Bachmann, University of Notre Dame

Prof. Dr. Almut Balleer, RWTH Aachen 

Prof. Dr. Kai Carstensen, Christian-Albrecht-Universität zu Kiel 

Professor Georg Dürnecker, Ph.D., Goethe-Universität Frankfurt

Prof. Dr. Gernot Müller, Universität Tübingen  

Prof. Dr. Christopher Roth, Universität zu Köln

Prof. Dr. Dominik Sachs, Universität St. Gallen

Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm, ETH Zürich  

Prof. Michael Weber, Ph.D., University of Chicago

Johannes Wohlfart, Ph.D., University of Copenhagen

Prof. Dr. Steffen Henzel, Hochschule für angewandte Wissenschaften

CESifo Area on Macro, Money, and International Finance