Projekt

Auswirkungen möglicher Währungskonflikte auf die deutsche und europäische Wirtschaft

Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Projektlaufzeit: September 2019 – Oktober 2019 (6 Wochen)
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Radek Šauer Ph.D., Prof. Dr. Timo Wollmershäuser

Fragestellung und Ziele des Projekts

Die US-amerikanische Regierung hat China am 05. August 2019 offiziell der Währungsmanipulation beschuldigt und entsprechende Gegenmaßnahmen angekündigt. Weiterhin stimmt das US-Wirtschaftsministerium zurzeit einen Regulierungsvorschlag ab. Danach kann Währungsmanipulation künftig als unzulässige Subvention eingestuft und auf dieser Grundlage Strafzölle verhängt werden. Diese Maßnahmen kommen zu einer Zeit, in der erstmals seit Ende der 90er Jahre wieder offen über mögliche Devisenmarktinterventionen und einen weltweiten Abwertungswettlauf spekuliert wird. Die Kurzexpertise beschreibt und quantifiziert die Ursachen unterschiedlicher Formen eines Währungskonflikts und seine Auswirkungen auf die deutsche und europäische Wirtschaft.

Methodische Vorgehensweise

Im ersten Teil der Kurzexpertise wird aufgezeigt, was unter einem Währungskrieg zu verstehen ist. In der öffentlichen Debatte wird die Manipulation einer Währung meist anhand einer beobachteten Veränderung des Wechselkurses diagnostiziert. Dabei übersieht man häufig, dass Wechselkurse auch auf wirtschaftspolitische Maßnahmen reagieren, die nicht mit dem Ziel beschlossen wurden, den Wechselkurs zu beeinflussen. Zunächst werden die Wechselkursregime zwischen den USA, China und dem Euroraum seit dem Jahr 2000 anhand des offiziellen Klassifikationsschemas des IWF eingeordnet. Dabei werden auch die Interventionsintensität der Notenbanken dieser Länder in den vergangenen beiden Dekaden anhand der Veränderung der Währungsreserven bzw. offizieller Interventionsstatistiken diskutiert. Anschließend werden die jüngsten Debatten über einen möglichen Währungskrieg näher beschrieben. Zum einen werden die Phasen der Politik der quantitativen Lockerung in den USA und im Euroraum und ihre Übertragung über den Wechselkurs diskutiert. Zum anderen werden die Auswirkungen des von den USA ausgelösten Handelskonflikts auf die Wechselkursrelationen beschrieben.

Der zweite Teil der Kurzexpertise quantifiziert die Auswirkungen eines Währungskriegs auf die deutsche und europäische Wirtschaft mit Hilfe des ifo-DSGE-Modells: Dies geschieht auf Basis der im ersten Teil definierten Szenarien. Durch eine historische Schockzerlegung des effektiven Euro-Wechselkurses kann identifiziert werden, welche Triebkräfte in der Vergangenheit für Änderungen des nominalen Euro-Wechselkurses entscheidend waren. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Beitrag geldpolitischer Schocks zur Änderung des Wechselkurses. Danach werden acht Szenarien eines möglichen Währungskonflikts simuliert: ausgewählt anhand Kriterien der ökonomischen Plausibilität und der Implementierbarkeit in ein DSGE-Modell.

Datenquellen

Europäische Zentralbank, Eurostat, US Federal Reserve, Internationaler Währungsfonds, People’s Bank of China.

Ergebnisse

Insgesamt sind die Auswirkungen der hier untersuchten Szenarien eines Währungskonflikts auf die deutsche und europäische Wirtschaft gering. Quantitativ vernachlässigbar sind vor allem die Auswirkungen einer einmaligen Einführung von dauerhaften Importzöllen im Rest der Welt auf das reale Bruttoinlandsprodukt im Euroraum und auf den Außenwert des Euro. Hingegen profitiert insbesondere Deutschland kurzfristig von einem Währungskonflikt im Rest der Welt, der über eine einmalige und vorübergehende unerwartete Leitzinssenkung der dortigen Notenbanken initiiert wird. Da mit diesem Währungskonflikt allerdings keine dauerhaften Effekte verbunden sind, drehen sich die positiven konjunkturellen Effekte mittelfristig in negative um. Ähnlich sind die Ergebnisse, wenn die Notenbanken im Rest der Welt den Wechselkurs direkt als Instrument benutzen und ihre Währung gegenüber dem Euro abwerten. Die deutlichsten kurzfristigen Auswirkungen ergeben sich bei einem Abwertungswettlauf: Bei dem die EZB auf den im Rest der Welt initiierten Zoll- und Währungskonflikt mit einer einmaligen Leitzinssenkung reagiert, die einer Aufwertung des Euro entgegenwirkt. Insbesondere im ersten Jahr liegen die jährlichen Wachstumsraten um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte über ihrem langfristigen Mittelwert. Wie in den reinen Währungskonfliktszenarien sind die Auswirkungen des Abwertungswettlaufs nicht von Dauer, so dass die jährlichen Wachstumsraten in der mittleren Frist wieder unterdurchschnittlich sind.

Publikationen zum Projekt

Monographie (Autorenschaft)
Christian Grimme, Radek Šauer, Timo Wollmershäuser
ifo Institut, München, 2019
ifo Forschungsberichte / 109