Aufsatz in Zeitschrift

»Akademisierungswahn«: Studieren zu viele?

Johanna Wanka, Hans-Peter Klös, Axel Plünnecke, Joachim Möller, Wolfram F. Richter, Kerstin Schneider, Ludger Wößmann, Stefan Wolf
ifo Institut, München, 2013

ifo Schnelldienst, 2013, 66, Nr. 23, 03-24

Wird in Deutschland zu viel studiert, oder ist die Diskussion über eine Überakademisierung der Gesellschaft verfehlt? Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, unterstreicht, dass berufliche Bildung und Studium gleichermaßen wichtige Bestandteile des deutschen Bildungssystems sind. Hans-Peter Klös und Axel Plünnecke, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, verwerfen die »These der Überakademisierung«. Die Bildungspolitik sollte vielmehr größere Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung herstellen. Auch Joachim Möller, IAB und Universität Regensburg, sieht keine Anzeichen einer Überakademi-sierung. Die Arbeitsmarktsituation der Hochqualifizierten habe sich nicht verschlechtert. Eine Einschränkung des Zugangs zu den Hochschulen sei in keiner Weise zu rechtfertigen. Wolfram F. Richter, Technische Universität Dortmund, und Kerstin Schneider, Bergische Universität Wuppertal, bezweifeln, dass der Mehrwert, den ein Hochschulabschluss verspricht, den Schätzungen, insbesondere der OECD, entspricht. Die entscheidungsrelevanten Ertragsraten würden durch die publizierten systematisch überzeichnet, da nicht hinreichend zwischen den Kosten entgangenen Lohns und denen entgangener Freizeit unterschieden werde. Ludger Wößmann, ifo Institut und Universität München, betont, dass den PIAAC-Ergebnissen zufolge jedes zusätzliche Bildungsjahr mit knapp 10% höherem Einkommen einhergeht. Gesamtwirtschaftlich erweise sich ein besseres Bildungsniveau der Bevölkerung als der wohl wichtigste Bestimmungsfaktor des langfristigen volkswirtschaftlichen Wachstums. Nach Ansicht von Stefan Wolf, Südwestmetall, braucht die Wissensgesellschaft sowohl Hochschulabsolventen als auch Facharbeiter. Aus Sicht der Arbeitgeber erscheine es naiv, eine Stärkung der dualen Ausbildung durch eine Schwächung der Hochschulen oder eine künstliche Begrenzung der Hochschulzugangsberechtigungen erreichen zu wollen.

Schlagwörter: Bildungsniveau, Hochschule, Qualifikation, Studium, Fachkräfte, Akademiker
JEL Klassifikation: I210, I280

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut, München, 2013