Projekt

Geopolitische Herausforderungen und ihre Folgen für das deutsche Wirtschaftsmodell

Auftraggeber: Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.
Projektlaufzeit: Juni 2022 - Juli 2022
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Prof. Dr. Lisandra Flach, Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest, Lisa Scheckenhofer, Dr. Florian Dorn

Fragestellung und Ziele des Projekts

Die globale Verknüpfung von Produktionsprozessen über Wertschöpfungsketten wird aktuell in der öffentlichen Debatte häufig als Risiko dargestellt. Aus diesem Grund liegt der Fokus dieser Studie auf den diskutierten De-Globalisierungs-Strategien wie einer handelspolitischen Entkopplung von China oder autokratischen Staaten, Blockbildungen oder der Rückverlagerung der Produktion (Reshoring und Nearshoring). Es soll quantifiziert und eingeordnet werden, welche Auswirkungen die Veränderung der Wertschöpfungsketten in den einzelnen Szenarien in der langen Frist verursachen würden. Hierfür werden die Auswirkungen verschiedener Szenarien auf die deutsche Wirtschaft und andere ausgewählte Regionen sowie die sektorale Wertschöpfung deutscher Wirtschafsbranchen und die damit einhergehenden Realeinkommensveränderungen simuliert.

Methodische Vorgehensweise

In dieser Studie werden fünf handelspolitische Szenarien formuliert:

  1. Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland (Reshoring) oder in die EU-27-Mitgliedsstaaten, die Türkei und Nordafrika (Nearshoring)
  2. Entkopplung der EU von China
  3. Blockbildung: Entkopplung der westlichen Länder von China
  4. Blockbildung + Freihandelsabkommen: Entkopplung der westlichen Länder von China und Freihandelsabkommen zwischen EU und USA
  5. Entkopplung der EU von autokratischen Staaten

Für Szenarien 2 bis 5 wird neben der einseitigen Entkopplung durch eine Anhebung der Handelskosten für Importe aus China oder autokratischen Staaten, ebenfalls der Fall eines Handelskrieges, d.h. die betroffenen Bezugsländer verhängen ebenfalls als Gegenmaßnahme tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse, simuliert. Zur Quantifizierung der langfristigen ökonomischen Effekte der einzelnen Szenarien wird das ifo Handelsmodell verwendet. Es werden in einem ersten Schritt die Handels- und realen Einkommensveränderungen für Deutschland, die USA, China, die restliche EU und die restliche Welt für die einzelnen Szenarien simuliert. In einem nächsten Schritt werden die sektoralen Wertschöpfungsveränderungen durch eine entsprechende Veränderung der Lieferketten quantifiziert.

Datenquellen

GTAP 10 Datenbank und der Demokratie-Index von Economist Intelligence Unit (2021).

Ergebnisse

Die Ergebnisse dieser Simulationsstudie zeigen deutlich, dass eine starke De-Globalisierung mit einer Strategie des Nearshoring und Reshoring im Vergleich zu den übrigen Szenarien langfristig die negativsten Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft hätten.  Eine Erhöhung der Handelsbarrieren gegenüber China würde ebenfalls zu deutlichen Verlusten führen, die um ein Vielfaches die geschätzten Kosten des Brexit übersteigen. Da jedoch Unternehmen langfristig die Handelsverflechtungen mit China teilweise durch mehr Handel mit anderen Ländern ersetzen können, fallen die negativen Auswirkungen einer Entkopplung etwas geringer aus, als bei einer Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland oder in benachbarte Länder. Eine Erhöhung der Handelskosten zwischen der EU und allen autokratischen Staaten würde gegenüber dem Szenario der Entkopplung von China die Kosten für die deutsche Wirtschaft sogar nochmals verdoppeln.

Publikation

Monographie (Autorenschaft)
Clemens Fuest, Lisandra Flach, Florian Dorn, Lisa Scheckenhofer
vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., 2022
Kontakt
CV Foto von Lisandra Flach

Prof. Dr. Lisandra Flach

Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft
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