Projekt

Entwicklung europäischer öffentlicher Güter und Stärkung europäischer Mehrwert im Bereich Forschung und Innovation mit Fokus auf Sprunginnovationen

Auftraggeber: Bundesministerium der Finanzen
Projektlaufzeit: April 2020 - Juni 2020
Bearbeitender Bereich:
Projektteam: Fuest, Clemens / Falck, Oliver / Bunde, Nicolas / Czernich, Nina

Fragestellung und Ziele des Projekts

Bahnbrechenden Innovationen im Bereich der Spitzentechnologie – sogenannte Sprunginnovationen – haben das Potenzial, über Landesgrenzen hinweg, weitreichende wohlfahrtsteigernde Veränderungen herbeizuführen. Diese Ausstrahlungskraft rechtfertigt möglicherweise im Besonderen die öffentliche Förderung von Sprunginnovationen auf europäischer Ebene. Die Kurzexpertise beschäftigt sich mit der europäischen Förderung von Sprunginnovationen, und der Frage einer sinnvollen Gestaltung der Fördermittelvergabe. Mit der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) verfügen die Vereinigten Staaten seit langem über eine staatliche Agentur zur Förderung disruptiver Innovationen. In der Kurzexpertise wird deshalb die Innovationsförderung in den USA herangezogen und mit der europäischen Förderstruktur verglichen. Ziel des Institutionenvergleichs ist die Gewinnung von Erkenntnissen für die Ausgestaltung der europäischen Sprunginnovationsförderung.

Methodische Vorgehensweise

Die Kurzexpertise basiert auf einer Auswertung der bestehenden Fachliteratur und Evaluationsstudien zur Wirkung der DARPA und vergleichbaren Forschungs- und Innovationsagenturen. Darauf aufbauend erfolgt eine vergleichende institutionenökonomische Analyse der Anreizstrukturen der Forschungsförderung der EU und der USA mit besonderem Fokus auf Sprunginnovationen.

Datenquellen

Fachliteratur, Evaluationsstudien sowie Jahresberichte und Mission Statements der untersuchten Institutionen.

Ergebnisse

Aus dem Institutionenvergleich lassen sich fünf zentrale Lektionen für die europäische Sprunginnovationsförderung ableiten. Zunächst sollte der Fokus der Förderung von Sprunginnovationen auf EU-Ebene liegen, da sich so Ressourcen bündeln und Risiken diversifizieren lassen. Projekte, die von einzelnen Mitgliedsländern nicht durchgeführt werden, lohnen sich auf europäischer Ebene. Kosten werden geteilt und der potenzielle Nutzen für alle EU-Länder wird berücksichtigt (Spillover-Effekte). Eine europäische Agentur für Sprunginnovationen sollte zudem unabhängig agieren können. Sowohl ihr Aufbau als auch ihre Entscheidungen müssen losgelöst von Länderproporzen sein, um schnell und unbürokratisch handeln zu können. Bei der Entwicklung von disruptiven Innovationen hat sich in den USA ein personenzentrierter Ansatz bewährt. Anstelle von relativ langwierigen und tendenziell zu konservativen Projekten tendierenden Peer-Review-Verfahren, sollte die Förderentscheidung weitgehend durch geeignete Einzelpersonen erfolgen. Diese sogenannten Programm-Manager*innen zeichnen sich durch eine hohe fachspezifische Kompetenz aus und werden für einen befristeten Zeitraum für die Lösung einer bestimmten technologischen Aufgabe oder einer gesellschaftlichen Herausforderung eingestellt. Dafür verfolgen sie ihre eigenen Ideen und Ansätze und leiten die Prozesse von der Projektidee bis zum Prototyp. Solch ein Ansatz hat das Potenzial, schnell risikoreiche Projekte voranzutreiben. Zur Förderung von Sprunginnovationen ist darüber hinaus eine stärkere Strukturierung der Förderinstitutionen nach Fachgebiet sinnvoll, um fachspezifische Kompetenzen aufzubauen, die für die Konzipierung von Förderprogrammen und der Definition relevanter Fragestellungen notwendig sind. Vertiefte Kenntnisse erlauben zudem die Übernahme von koordinierenden Aufgaben in einem Forschungsfeld. Zur Förderung des Innovationstransfers setzten die USA auf eine strategische öffentliche Beschaffung. Ein Zentraler Akteur ist dabei das Verteidigungsministerium, denn vielfach entstehen Innovationsprojekte in den USA aus Bedarfen des Militärs; die zivile Nutzung mit der Umsetzung in Geschäftsmodelle und Produkte ist dort eher ein Nebenprodukt und nicht explizites Ziel. Auch in der EU könnte die (zivile) innovative Beschaffung intensiver genutzt werden, wobei ein Fokus auf den Transfer von Innovationen gelegt werden sollte. Hierbei erscheint eine Arbeitsteilung sinnvoll, bei der die Förderung grundlegender Forschung mit hohem Spillover-Potential auf EU-Ebene stattfindet und die Förderung des Transfers auf Ebene der Mitgliedstaaten.

Publikation

Monographie (Autorenschaft)
Nicolas Bunde, Nina Czernich, Oliver Falck, Clemens Fuest
ifo Institut, München, 2020
ifo Forschungsberichte / 117
Kontakt
Prof. Dr. Oliver Falck

Prof. Dr. Oliver Falck

Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien
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