Aufsatz in Zeitschrift

Auch 2012 kein Anstieg der europäischen Bauleistungen – nur der Wohnungsbau dürfte zulegen: Ausgewählte Ergebnisse der Euroconstruct-Winterkonferenz 2011

Ludwig Dorffmeister
ifo Institut, München, 2012

ifo Schnelldienst, 2012, 65, Nr. 02, 33-39

Nach den aktuellen Analysen der Experten aus den 19 Mitgliedsländern des Euroconstruct-Netzwerks lässt die Erholung des europäischen Bausektors weiter auf sich warten. 2011 dürfte das gesamte Bauvolumen in den Ländern der Euroconstruct-Gruppe zum vierten Mal in Folge gesunken sein. Der Rückgang fällt, nach den teils erheblichen Marktkorrekturen in den Jahren 2008 bis 2010, jedoch nur gering aus. Mit einem Wachstum ist allerdings auch 2012 nicht zu rechnen. Der Grund für dieses Verharren der Bauleistungen auf niedrigem Niveau ist vor allem die Zuspitzung der europäischen Staatsschuldenkrise. Diese zwingt immer mehr Regierungen zur Umsetzung konjunkturdämpfender Konsolidierungsmaßnahmen. So werden die staatlichen Investitionen in Europa im Durchschnitt immer weiter gedrosselt, die Steuer- und Abgabenlast erhöht und Änderungen an den Sozialsystemen vorgenommen. Die Staaten geben weniger Geld für den Erhalt und den Ausbau der Infrastruktur aus, gleichzeitig trüben sich für die privaten Marktakteure das Konsum- und vor allem das Investitionsklima ein. Sowohl der Nichtwohnhochbau als auch der Tiefbau dürften 2012 rückläufig sein. Im Wohnungsbau haben sich die Rahmenbedingungen in etlichen Ländern ebenfalls deutlich verschlechtert, im europäischen Durchschnitt dürfte es jedoch zu einem leichten Wachstum in diesem Teilsegment kommen. Der Wohnungssektor, der als erster der drei Baubereiche von den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise erfasst wurde, scheint sich zu stabilisieren. In vielen Ländern haben die Wohnungsbaumaßnahmen in den vergangenen Jahren so stark abgenommen, dass ein weiterer Rückgang als unrealistisch angesehen wird.

Schlagwörter: Bauwirtschaft, Branchenkonjunktur, Konjunkturprognose, Wohnungsbau, Wohnungsbaupolitik, Europa
JEL Klassifikation: L740,L850

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ifo Institut, München, 2012