Aufsatz in Zeitschrift

Beschäftigungswirkungen von Mindestlöhnen – eine Erläuterung zu den Berechnungen des ifo Instituts

Joachim Ragnitz, Marcel Thum
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2008

ifo Schnelldienst, 2008, 61, Nr. 01, 16-20

Ein grundlegendes Prinzip von Marktwirtschaften ist die Regulierung von Angebot und Nachfrage durch den Preismechanismus. Dies gilt in analoger Weise auch auf für den Arbeitsmarkt. Wie viele Arbeitskräfte ein Unternehmen nachfragt, hängt entscheidend von der Lohnhöhe ab. Dieser fundamentale Marktmechanismus liegt den Schätzungen zugrunde, die das ifo Institut zu den Beschäftigungswirkungen von Mindestlöhnen vorgelegt hat. Im Folgenden werden Vorgehensweise und Ergebnisse der ifo-Rechnungen näher erläutert. Die Berechnungen zeigen, dass selbst bei einem moderaten Mindestlohn von 4,50 € in Deutschland insgesamt 360 000 Arbeitsplätze verloren gehen würden. Diese Zahl steigt auf 827 000 bei einem Mindestlohn von 6,50 und auf 1,1 Mill. Arbeitsplätze bei einem Mindestlohnsatz von 7,50 €. Würde – im Extremfall – der für die Briefzusteller eingeführte Mindestlohn von 9,00/9,80 € (Werte für Ost-/Westdeutschland) allgemeinverbindlich in allen Sektoren der Wirtschaft eingeführt, so beliefe sich der Beschäftigungsverlust sogar auf 1,9 Mill. Personen. Ostdeutschland ist dabei wegen der insgesamt niedrigeren Durchschnittslöhne relativ stärker betroffen; hier beliefe sich der Beschäftigungsverlust beispielsweise bei einem Mindestlohn von 7,50 € auf 6,4% aller Arbeitnehmer im privaten Sektor (Westdeutschland: 3,1%); bei einem Mindestlohnsatz von einheitlich 9 € sogar auf knapp 10% (Westdeutschland: 4,5%).

Schlagwörter: Mindestlohn, Beschäftigungseffekt, Regulierung, Arbeitsmarkt, Marktmechanismus, Deutschland
JEL Klassifikation: J210,J300

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Zeitschrift (Einzelheft)
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 2008