Aufsatz in Zeitschrift

Der Einfluß des Steuersystems auf die Kulturförderung durch Unternehmen

Marlies Hummel
ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München, 1997

in: ifo Schnelldienst, 1997, 50, Nr. 24, 09-13

Das Bundesministerium der Finanzen hat vor kurzem einen Erlaß zur ertragsteuerlichen Behandlung des Sponsoring veröffentlicht. Mit der bundeseinheitlichen Regelung werden einige Unklarheiten beseitigt, die zu einer unterschiedlichen Verwaltungspraxis in einzelnen Bundesländern geführt hatten. Das ifo Institut hat Ende 1994 bei fast 1.700 Unternehmen eine Erhebung zu Motiven, Struktur und Umfang ihrer Kulturfinanzierung durchgeführt. Unter anderem wurden die Teilnehmer befragt, ob die steuerliche Absetzbarkeit der Ausgaben eine Bedingung für ihr kulturelles Engagement sei. Während im produzierenden Gewerbe, insbesondere der Industrie, fast 60% mit "Nein" antworteten, war der steuerliche Aspekt im Dienstleistungssektor, vor allem bei Banken, wesentlich wichtiger. Das positive Urteil über die kulturfördernden Wirkungen des Steuerrechts nahm mit der Höhe der Förderbeträge zu. Allerdings äußerten sich gerade die Förderer, die größere Beträge aufwendeten, häufiger kritisch zu den steuerlichen Regelungen, aber auch zur Praxis der Finanzverwaltungen. Die in dem neuen Erlaß erfolgten Klarstellungen sollen hier Abhilfe schaffen. Dennoch dürften bei Kultursponsoring - anders als z.B. bei Sportsponsoring - die Finanzverwaltungen in den Ländern weiterhin Ermessensspielräume haben, da sich der Werbeeffekt schwerer nachweisen läßt als in anderen Sparten.

Schlagwörter: Deutschland, Steuersystem, Kulturpolitik