Berechnung und Fortschreibung der Produktivitäts- und Innovationslücken der deutschen Bundesländer
Projektlaufzeit: Juni 2018 - September 2018
Bearbeitender Bereich:
Fragestellung und Ziele des Projekts
Das Potentialwachstum der deutschen Wirtschaft dürfte sich in den kommenden Jahren in etwa halbieren. Ursächlich hierfür ist der zunehmend negative Wachstumsbeitrag des Faktors Arbeit, bedingt durch die voranschreitende Alterung im Zuge des demografischen Wandels und die rückläufige Erwerbsbevölkerung. Der Rückgang beim Potentialwachstum dürfte langfristig auch den Anstieg des Lebensstandards, gemessen als reales Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner, bremsen. Um dies zu verhindern, bedarf es in Zukunft einer kräftigeren Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität. Eine mögliche Stellschraube ist der technische Fortschritt. Jedoch erscheint es vor dem Hintergrund der Entwicklung der letzten 25 Jahre wenig plausibel, dass ausreichend hohe Zuwachsraten erreicht werden, um den demografisch bedingten Rückgang des Potentialwachstums zu kompensieren. Die gesamtdeutsche Betrachtung verdeckt jedoch starke Heterogenitäten zwischen den einzelnen Bundesländern, da sich die demografischen Vorzeichen hier stark unterscheiden. Langfristig könnte dies sogar den Angleichungsprozess zwischen strukturschwächeren und strukturstärkeren Regionen gefährden. Ziel des Projektes ist es, das Potentialwachstum der einzelnen Bundesländer bis 2035 zu berechnen und die notwendige Produktivitätsentwicklung bzw. den notwendigen technischen Fortschritt zu quantifizieren, der zumindest eine gewisse Zielgröße beim Zuwachs des zukünftigen Lebensstandards garantiert.
Methodische Vorgehensweise
Die Grundlage für die Quantifizierung des Potentialwachstums der Bundesländer ist eine neoklassische Produktionsfunktion mit den Faktoren Arbeit, Kapital und Stand des technischen Wissens. Zunächst werden die realisierten Wachstumsbeiträge der drei Faktoren zum realen BIP für jedes Bundesland quantifiziert („Growth Accounting“). Im Anschluss werden diverse Szenarien definiert und die sich daraus ergebenen Potentialwachstumsraten ermittelt. Die so genannte Produktivitätslücke ergibt sich im Anschluss rechnerisch als Differenz des Wachstums realen BIP je Einwohner und des realen BIP je Erwerbstätigen. Soll hingegen ein Zielwert beim Wachstum des realen BIP je Einwohner angestrebt werden, so wird der dafür notwendige technische Fortschritt als Innovationslücke bezeichnet.
Datenquellen
Bevölkerungsdaten (Statistische Ämter des Bundes und der Länder)
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen (Arbeitskreis VGR der Länder)
Publikation zum Projekt
Wie realistisch ist die Angleichung des Lebensstandards der ostdeutschen Länder an den Westen?
ifo Institut, Dresden, 2019
ifo Dresden berichtet, 2019, 26, Nr. 6, 08-11
Wachstum und Produktivität 2035 – Innovations- und Produktivitätslücken auf Ebene der Bundesländer
ifo Institut, Dresden, 2019
ifo Dresden Studien / 84